Nachtfotografie

Nachtfotografie: Wie gehe ich vor?

Wo man tagsüber oft nahezu achtlos Bilder knipst, muss in der Nacht schon mehr darauf achten, was man tut. Für ein schönes Nachtfoto brauchst du die richtige Vorbereitung, das richtige Timing und die richtigen Einstellungen. In diesem Artikel erklären wir dir, was zu tun ist.

Tipps | Die blaue Stunde | Einstellungen | Inspiration | Sicherheit

Tipps zur Nachtfotografie

Wir fangen mit ein paar einfachen Tipps an, die du direkt mitnehmen kannst.

statief

1. Verwende ein Stativ

Weil du (fast immer) mit langen Verschlusszeiten arbeitest, kannst du die Kamera nicht mit der Hand bedienen. Um Bewegungsunschärfe zu vermeiden, solltest du die Kamera auf ein stabiles Stativ setzen.

stabilisatie

2. Stelle die Bildstabilisierung aus

Hier dient nämlich das Stativ als Stabilisator. Wenn deine Kamera oder dein Objektiv zusätzlich auch versucht, das Bild zu stabilisieren, kann dies zu Unschärfe führen. Deshalb ist es am besten, sie auszuschalten.

focus

3. Fokussiere sorgfältig

Die Fokussierung in der Dunkelheit ist leichter gesagt als getan. Der Autofokus kann bei schwachem Licht Probleme bekommen. Benutze den Live-View, um vorsichtig zu fokussieren, oder stelle manuell scharf.

afstandsbediening

4. Benutze eine Fernbedienung

Um Bewegungsunschärfe zu vermeiden, solltest du eine Fernbedienung benutzen. Das Drücken des Auslösers kann dazu führen, dass sich die Kamera versehentlich bewegt. Das kannst du verhindern, indem du eben aus der Entfernung auslöst.

histogram

5. Prüfe dein Histogramm

Mit Hilfe des Histogramms kannst du sofort erkennen, ob dein Foto unter- oder überbelichtet ist. Wenn der Graph mehr nach links tendiert, hast du viel Dunkelheit in deinem Bild, und umgekehrt. Das kannst du als Hilfsmittel benutzen. Letztendlich entscheidest du natürlich selbst.

voorbereiding

6. Bereite dich gut vor

Eine gute Vorbereitung ist die halbe Miete. Wenn du dir vorab schon überlegst, wohin du willst und was du mitnehmen musst, bist du gut gewappnet. Checke auch die Wettervorhersage. So weißt du, ob dich ein heller Sternenhimmel erwarten wird.

blauwe uurtje

Bonustipp: „Die blaue Stunde“

Die „blaue Stunde“, manchmal auch die „goldene Stunde“ genannt, ist der Moment schlechthin, um schöne Nachtaufnahmen zu erzielen. Sie findet kurz vor Sonnenaufgang und kurz nach Sonnenuntergang statt. Leider ist es trotz des Namens keine volle Stunde, in der man die schönsten Aufnahmen machen kann. Oft sind es etwa zehn bis zwanzig Minuten, die es auszunutzen gilt. Das weiche Licht und die Farben am Himmel schaffen ein perfektes Gleichgewicht zwischen dem Himmel und deinem Motiv, z. B. einer Stadt. Es gibt praktische Apps für dein Smartphone, die dir sagen, wann du nach draußen gehen solltest, zum Beispiel Golden Hour One, Magic Hour und PhotoTime: Rechner Goldene Stunde.

Einstellungen

Jetzt, wo du ein wenig darüber weißt, was dich erwartet und wann du am besten rausgehen solltest, ist es wichtig, die richtigen Kameraeinstellungen zu kennen und zu wählen. Hier behältst du vor allem das Belichtungsdreieck im Auge, aber auch dein Weißabgleich ist sehr wichtig.

Niedriger ISO-Wert

Der ISO-Wert bestimmt die Helligkeit deines Fotos. Vielleicht bist du geneigt, den ISO-Wert hochzustellen, da es draußen dunkel ist. Aber bestenfalls verwendest du ein Stativ und musst dir dementsprechend keine Gedanken über lange Verschlusszeiten machen. Deshalb solltest du den ISO-Wert so niedrig wie möglich einstellen, um unnötiges Rauschen zu vermeiden. Die Sternenfotografie ist eine Ausnahme dieser Regel, aber dazu später mehr.

Kleine Blende

Zuerst legst du die Blendeneinstellung fest, so wie in anderen Situationen auch. Wenn du wenig Tiefenschärfe wünschst, wählst du eine große Blende. In der Nachtfotografie wird jedoch der Großteil der Aufnahmen mit einem Weitwinkelobjektiv gemacht, so dass die Tiefenschärfe eine geringere Rolle spielt. Deshalb solltest du besser eine kleinere Blende zwischen F/11 und F/16 wählen. Viele Objektive liefern mit dieser Blende zudem ein schärferes Ergebnis. Außerdem verwandeln sich (kleine) Lichtquellen, wie zum Beispiel Laternen, durch die kleine Öffnung in Sterne. Das sorgt für einen glamourösen Effekt.

Lange Verschlusszeit

Um das Belichtungsdreieck zu vervollständigen, darf natürlich auch die Verschlusszeit nicht außer Acht lassen. Wie schon eingangs gesagt – es ist dir vermutlich ohnehin klar: verwende ein Stativ und stelle die Verschlusszeit hoch! Besonders bei statischen Objekten ist das überhaupt kein Problem. Wenn du mit sich bewegenden Motiven wie Autos oder Bäumen im Wind zu tun hast, musst du dir genau überlegen, ob deine Verschlusszeit nicht vielleicht zu lang ist.

nachtfotografie stad

Manueller Weißabgleich

Ein wesentlicher Bestandteil der Nachtfotografie ist der Weißabgleich oder die Farbtemperatur deines Fotos. Natürliches Licht und künstliches Licht haben eine unterschiedliche Farbtemperatur. Wenn du diese Einstellung automatisch durch deine Kamera vornehmen lässt, wird sie wahrscheinlich durch das Vorhandensein sowohl des natürlichen Abendlichts als auch der Laternen und anderer künstlicher Lichtquellen in der Stadt durcheinandergebracht werden. Das kann zum Beispiel dazu führen, dass dein Foto gelber als erhofft wird. Daher solltest du den Weißabgleich selbst einstellen. Oder noch einfacher: fotografiere im RAW-Format, wodurch du den Weißabgleich ganz einfach in der Nachbearbeitung korrigieren kannst.

Inspiration

Vielleicht hast du schon ein klares Bild von dem, was du nachts fotografieren willst. Falls nicht, haben wir ein paar Themen für dich gesammelt, die dich inspirieren sollen.

sterrenhemel

Sternenhimmel

Erinnerst du dich daran, wie du mitten im Sommer unter dem zauberhaften Sternenhimmel am Strand lagst? Ein wahres astronomisches Kunstwerk und ein wunderschönes Motiv. Wähle eine Nacht ohne Wolken, vorzugsweise in der Natur. Die Lichtverschmutzung in den Städten führt dazu, dass die Sterne weniger sichtbar sind.

Für die Sternenfotografie sind etwas andere Einstellungen als gewöhnlich erforderlich. Um so viel Licht wie möglich von den Sternen einzufangen, musst du die Blende vergrößern und den ISO-Wert erhöhen. Zum Beispiel ISO 1600 oder 3200, je nachdem, wie viel Rauschen deine Kamera bei diesen Lichtstärken erzeugt.

Die „Goldene 400 Regel“

Während sich die Erde kontinuierlich dreht, ändern die Sterne in deinem Bild ihre Position. Dafür wurde die „Goldene 400 Regel“ ins Leben gerufen. Mithilfe dieser Regel kannst du die maximale Belichtungszeit bestimmen, bei der deine Sterne Punkte bleiben und nicht zu Lichtspuren werden. Die Regel lautet wie folgt: 400 / (Brennweite (mm) × Crop-Faktor) = maximale Verschlusszeit in Sekunden..

Ein Rechenbeispiel. Du fotografierst mit einer Canon EOS 90D (Crop-Faktor: 1,6) und einem 18-55 mm Objektiv bei 18 mm.

400 / (18 x 1,6) = 13,9 Sekunden

Das bedeutet, dass man theoretisch eine Verschlusszeit von etwa 13 bis 14 Sekunden einhalten sollte, um Lichtstreifen zu vermeiden. Das Ganze ist allerdings auch eine Frage von „Trial and Error“. Außerdem kann es manchmal schön sein, Lichtspuren auf dem Bild zu haben. Leb dich einfach aus!

 

Stadtfotografie

Du musst nicht immer in die Natur gehen. Auch in unseren Städten gibt es viel zu fotografieren. Denke zum Beispiel an großartige Architektur. Aber auch bei einem Städtetrip ins Ausland gibt es reichlich Schönes einzufangen.

Erinnerst du dich, als wir über die „blaue Stunde“ sprachen? Wenn du in der Stadt unterwegs bist, ist es wichtig, diesen Zeitrahmen im Hinterkopf zu behalten. Die Art und Weise, wie natürliches und künstliches Licht auf dem Foto miteinander verschmelzen, wirkt Wunder. Vergiss außerdem nicht die Lektion über die Wirkung einer relativ kleinen Blende auf Lichtquellen wie Laternen. Diese Lichtquellen werden dadurch zu Sternen, so dass sie dein Foto bereichern, anstatt es zu beeinträchtigen.

Suche in der Stadt nach Wasser, zum Beispiel einem Fluss oder einem See. Die Kombination aus einer langen Verschlusszeit und einem sich ständig in Bewegung befindlichen Gewässer macht das Wasser auf deinem Foto sehr „weich“. Dies erzeugt einen strahlenden Effekt. Diesen Effekt kannst du nutzen, um eine Reflexion zu erzeugen.

stadsfotografie in de nacht

lichtstrepen

Lichtstreifen

Es kam schon in der Sternenfotografie auf, aber natürlich gibt es noch viel mehr über das Thema (bewegtes) Licht zu sagen. An einem verkehrsreichen Punkt in einer Stadt oder entlang einer Autobahn lassen sich äußerst schöne Bilder aufnehmen. Das liegt daran, dass sich die Scheinwerfer der Autos durch dein Bild bewegen, wodurch sie als Lichtstreifen auf deinem Foto erscheinen. Je länger die Verschlusszeit, desto mehr Lichtstreifen von Autos. Zu viel Licht ist natürlich auch nicht immer schön. Deshalb ist es wichtig, die Verkehrssituation im Voraus zu prüfen und die Verschlusszeit entsprechend anzupassen.